Wenn sich ein Unentschieden wie ein Sieg anfühlt
Die Voraussetzungen waren denkbar ungünstig. Neben den drei langzeitverletzten Spielern Tom Csernovits, Jamie Blann und Lisan Kaut fehlten neben Marlon Fritsch (Verletzung aus dem Stadtallendorfspiel) die akut erkrankten Michel Busch und Tizian Nau. Und der Gegner war der aktuelle Tabellenführer von der JFV FC Aar. Die Reise nach Herborn drohte eine klare Angelegenheit für die Gastgeber zu werden. Der Kader des VfB Wetter umfasste gerade mal 13 Spieler, darunter Naseeb Sulamankhail, dessen Pass erst am Freitagabend in Wetter eintraf und er vor seinem ersten Fußballspiel überhaupt stand.
Die taktische Vorgabe des Trainer-Trios war eindeutig. Man überlies dem FC Aar das Mittelfeld und versuchte aus einer geordneten Abwehr über den schnellen Mittelstürmer Burak Yavuz Konter zu fahren. Das dieses Konzept nach zwei Minuten das erste Mal funktionieren würde, konnte jedoch niemand ahnen. Mit der ersten Balleroberung wurde Burak auf die Reise geschickt. Er setzte sich gegen drei Verteidiger geschickt durch und vollendete mit einem sehenswerten Schlenzer ins lange Eck zur 1:0 Führung. Das gab der Mannschaft die notwendige Sicherheit. Auffällig bei der JFV FC Aar war ihr Kapitän Jonas Hagner, der im Mittelfeld die Fäden zog und nur schwer in Griff zu bekommen war.
So auch in der 25 Minute, als er Lennard Henkel ins Leere laufen ließ und mit einen Traumpass Jan-Luca Gabel auf die Reise schickte, der souverän zum 1:1 Ausgleich verwandeln konnte. Der Ausgleich konnte die in neongrün gekleideten Wetteraner nicht schocken. Eine Trotzreaktion ging durch das Team. Jeder kämpfte für jeden. In der Folge konnten die Kreise von Hagner deutlich eingeschränkt werden; Emelie Huhn und Lennard Henkel eroberten im mehr Bälle im Mittelfeld und setzten damit Burak und Basti Gärtner immer wieder gut in Szene.
Den Halbzeitstand von 1:1 hatten sich die Grünen hoch verdient. Engagiert ging es in die zweite Halbzeit. Ab diesem Zeitpunkt war nicht zu erkennen, wer der Tabellenführer ist. Und dann schien es doch so, alles würde alles seinen zu erwartenden Gang gehen. Ein Angriff der Aaer wurde im 16er verteidigt. Ein Pfiff des Schiedsrichter – Abseits ? – Foul ? (niemand hatte eins gesehen). Der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt und Jonas Hagner nutzte das Geschenk schmunzelnd und verwandelte sicher zur 2:1 Führung.
In der 45-Minute ging der stark kämpfende Luca Kaiser vom Platz und wurde von dem bereits erwähnten Naseeb Sulamankahil ersetzt. In der Folge zeigte Wetter weiterhin eine mannschaftlich überragende Teamleistung. Die neu formierte Innenverteidigung mit Calvin Weide und Tom-Arne Heck hatten die Aaer Stürmer sicher im Griff. Die Außenbahnen verteidigten die beiden Janniks (Belzer und Anfang) souverän. Immer wieder versuchte Wetter über die Außenbahnen zu agieren wo Basti Gärtner und Nils Schneider eine starke Leistung ablieferten und die beiden Spitzen immer wieder in Szene zu setzen versuchten. Hochkarätige Chancen für Burak Yavuz und Basti Gärtner waren die logische Folge.
Zehn Minuten vor Ende stellte Wetter auf eine Dreierkette um, schob Calvin Weide nach vorne, um noch mehr Druck entwickeln zu können. Auch diese Maßnahme sollte sich sehr schnell auszahlen. Ein Ballgewinn im Mittelfeld, schnelles Umschaltspiel und ein genialer Pass auf Naseeb leitete den Ausgleichstreffer ein. Naseeb nahm den Ball in der gegnerischen Hälfte auf, zog einen unwiderstehlichen Sprint an und vollendete in seinem ersten Spiel zum 2:2 Ausgleich. Zwei Minuten später hatte er sogar die Führung auf dem Fuß nachdem sich Burak auf der rechten Außenseite durchgesetzt hatte und in die Mitte flankte. Sein Abschluss mit der Hacke blieb jedoch ohne Erfolg.
Die letzten Minuten verteidigte das Team, bei dem Felix Troll den inzwischen verletzten Jannik Belzer ersetzt hatte, mit Herz und der starke Jannik Kirchhainer hielt in der Schlussminute einen fulminaten Schuss sicher und rettete den hochverdienten Punktgewinn. Nach dem Abpfiff war die Freude im Wetteraner Tross riesig. Mit diesem Punkt hatte außer Trainer Dominik Klein keiner so wirklich gerechnet. Welchen Stellenwert dieser Punktgewinn im Abstiegskampf noch haben wird, werden die nächsten Spiele zeigen.
Dieses Spiel hat den nächsten Entwicklungsschritt der Mannschaft aufgezeigt. Auch nach einem Rückstand bei einer Spitzenmannschaft nicht aufzugeben und zu kämpfen haben sie verinnerlicht. Die mitgereisten Fans zumindest waren begeistert.
Der nächste Gegner wird am Samstag die JFV Alsfeld – Bechtelsberg sein.